Bibliothek
Adresse: Stadtmuseum in der " Alten Post", Apothekergasse 11, 98646 Hildburghausen
Telefon: (03685) 40 36 89
Telefax: (03685) 40 67 90
E-Mail:
Unterhaltsträger: Stadtverwaltung Hildburghausen
Funktion: Spezialbibliothek.
Sammelgebiete: Stadtgeschichte Hildburghausens und des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen, Verlagsproduktion des Bibliographischen Instituts Hildburghausen, Schriften von und über Joseph Meyer.
Benutzungsmöglichkeiten: Präsenzbibliothek. Benutzung im Rahmen der Öffnungszeiten des Museums
Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer: Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer: Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich.
1. BESTANDSGESCHICHTE
1.1 Der Aufruf zur Gründung eines Städtischen Museums ging 1903 von dem Hildburghäuser Superintendenten Rudolf Armin Human (1843-1923) aus, der von 1895 bis 1923 Vorsitzender des 1888 gegründeten Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde war. 1904 gilt als Gründungsjahr des Museums, das durch Schenkungen der Bürger unter der Obhut des Vereins langsam Gestalt annahm.
1.2 Zusammen mit der Vereinsbibliothek war das Museum im zweiten Stock des Rathauses untergebracht. 1913 schenkte der Verein die Sammlung der Stadt Hildburghausen, die 1924 im Rahmen der Sechshundertjahr-Feierlichkeiten Räume im Schloß zur Verfügung stellte. Am 12. Juli 1924 wurde das neueingerichtete Städtische Museum der Öffentlichkeit übergeben. Schon damals war eine kleine Sammlung von Erstausgaben des Bibliographischen Instituts vorhanden; sie wurde im Laufe der Jahre zielstrebig ausgebaut. 1936 mußte das Museum umziehen, 1940 befand es sich wieder im Rathaus, war aber nicht zugänglich. Nach fünfzehnjähriger Schließung wurde es am 23. Mai 1954 wieder eröffnet.
1.3 Mitte der fünfziger Jahre wurde die Erstausgabe von Meyers Konversationslexikon (s. u. 2.12) erworben, andere Druckschriften kamen hinzu. 1956 fand anläßlich des 100. Todestages von Carl Joseph Meyer (1796-1856) eine Sonderausstellung statt. 1984 war eine Ausstellung dem Thema " Hildburghäuser Druckerzeugnisse aus drei Jahrhunderten" gewidmet. Zu den Neuerwerbungen dieser Jahre zählten 78 Bändchen der National-Bibliothek der Deutschen Classiker ( s. u. 2.12) und Kupferstiche aus der Kunstanstalt des Bibliographischen Instituts. Im Sommer 1990 mußte das Museum aus technischen Gründen geschlossen werden. 1992 konnte es die neuen Räumlichkeiten in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude Alte Post beziehen. Schwerpunkte der Ausstellungskonzeption sind die Zeitabschnitte " Hildburghausen als Residenz" (1680-1826) und " Das Bibliographische Institut Hildburghausen" (1828-1874).
1.4 Eine eigene Sammlung dokumentiert die Verlagstätigkeit des Bibliographischen Instituts, die der Stadt vielseitige kulturelle Impulse gab (s. u. 2.12-2.16). Der Übergang vom residenzstädtischen Leben in den Alltag einer thüringisch-fränkischen Kleinstadt wurde durch die Ansiedlung eines der bedeutendsten deutschen Verlagsunternehmen des 19. Jhs erleichtert. 1828 verlegte Joseph Meyer sein 1826 in Gotha gegründetes Verlagsunternehmen Bibliographisches Institut nach Hildburghausen, weil er dort günstigere Arbeitsbedingungen vorfand. Herzog Bernhard II. Erich Freund (1800-1882; reg. 1821/1826-1866) befreite den Verlag von der Gewerbesteuer und garantierte Porto- und Gewerbefreiheit.
1.5 Meyers Institut, das aus Verlag, Druckoffizin, Schriftgießerei, Farbenfabrik, Buchbinderei und einer Artistisch-Geographischen Anstalt bestand, prosperierte vor allem durch Lieferungsausgaben, z. B. der Groschenbibliothek ( s. u. 2.13), ein " Werkzeug der intellektuellen Emanzipation des Volkes". 1830 beschäftigte Meyer 190 Mitarbeiter. Schon bald errichtete das Bibliographische Institut eine Filiale in New York. Die erste Ausgabe des Konversations-Lexikons wurde in 17 Jahren vollendet.
1.6 Nach dem Tod des Gründers übernahm der Sohn Herrmann Julius Meyer (1826-1909) den Verlag. Unter dem Titel Meyer's neues Konversations-Lexikon erschien in Hildburghausen die zweite, gänzlich umgearbeitete Auflage von 1861 bis 1868. 1874 verlegte H. J. Meyer das Unternehmen nach Leipzig, weil er für die im Entstehen begriffene dritte neu zu bearbeitende Auflage des Lexikons eine engere Bindung an das Buchhandelszentrum für nötig erachtete.
1.7 In die Bibliothek gelangten Bücher aus der neuen Schloß-Bibliothek, die 1887 verkauft wurde, darunter einige Bände des von Friderich Rudolphi begonnenen und von Hans Basilius von Gleichenstein fortgesetzten Werkes Gotha diplomatica oder Ausführliche Historische Beschreibung des Fürstenthums Sachsen-Gotha (Frankfurt a. M. und Leipzig 1716-1717) und die Ordnung Johann Casimirs für Franken und Thüringen (Coburg 1713). Gelegentlich treten Provenienzen wie " Oberländers Bibliothek, Gymnasium Georgianum" und " Volksbibliothek des Bezirks Römhild" auf.
1.8 Die Bibliothek enthält außerdem Schriften aus der Bibliothek des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde, dem sie ihre Entstehung verdankt. Der Bestand wird laufend ergänzt.
2. BESTANDSBESCHREIBUNG
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Vorhanden sind etwa 3000 Bde, davon zählen 1694 (56,5 Prozent) zum historischen Bestand: 16. Jh 5 Bde, 17. Jh 18, 18. Jh 174 (10,3 Prozent) und 19. Jh 1497 (88,3 Prozent). Der Bestand ist fast ausschließlich deutschsprachig; 6 Bde liegen in Latein vor. Systematische Übersicht
2.2 Literatur zur Geschichte und Landeskunde, speziell zur Stadtgeschichte bildet mit 196 Bdn (11,7 Prozent) die umfangreichste Gruppe (17. Jh 7, 18. Jh 90, 19. Jh 99). Hier finden sich auch Drucke (Mandate, Edikte, Huldigungsschriften) der Fürstlich Sächsischen Hof- und Gymnasial-Buchdruckerei, die im 18. und 19. Jh nacheinander von Georg Andreas Pentzold(t), Balthasar Penzold und Johann Melchior Penzold betrieben wurde. Meisterbücher, Gesellenbriefe und Wanderbücher geben Auskunft über handwerkliches Brauchtum im Hildburghäusischen.
2.3 Von dem Juristen, Schriftsteller und Coburger Amtmann Georg Paul Hönn (1662-1747) sind vorhanden die Sachsen-Coburgische Historia (Leipzig und Coburg 1700), Des Chur- und Fürstl. Hauses Sachsen Wappen- und Geschlechts-Untersuchung (Leipzig und Coburg 1704), das Lexicon topographicum (Frankfurt und Leipzig 1747), in dem er alle Städte des Fränkischen Kreises zusammengetrug, und die von Christian Friedrich Dotzauer fortgesetzte Sachsen-Coburgische Chronik (Coburg 1792-1806). Das Jetzt-lebende Geehrte und Gelehrte Coburg (Itzipoli [Coburg] 1718) von " Antonius Coburgerus" hat den Römhilder Diakon Johann Caspar Wetzel zum Verfasser. Vorhanden sind die Kurtz-abgefaste Eißfeldische Stadt-Historie (Coburg 1721) des dortigen Pfarrers und Superintendenten Carl Friedrich Diezel und das Quellenwerk des Eisfelder Pfarrers Johann Werner Krauß, Beyträge zur Erläuterung der Hochfürstl. Sachsen-Hildburghäusischen Kir chen-, Schul- und Landes-Historie (Greiz, später Hildburghausen 1750-1754). Auch die Nordgau-Ost-Fränkische Staats-Geschichte der gewesenen Marggrafen auf dem Nordgau (Hildburghausen 1753-1764) von Carl Friedrich Schöpf(f) befand sich ehemals in der Schloßbibliothek. Vorhanden ist auch Johann Ulrich Röders Abhandlung Von den Herzoglich-Sächsischen Reichs-Tags-Stimmen (Hildburghausen 1779); ein Heftchen enthält die Rechtfertigung der Koburger Bürgerschaft gegen die Beschuldigung einer Rebellion (Coburg 1803). Von Karl August Engelhardt sind die Thüringische(n) Bauernunruhen im Jahr 1521, angezettelt von Thomas Münzer (Dresden 1798) im Bestand.
2.4 Als einen Teil der hildburghäusischen Landesgeschichte stellte der Oberhofprediger und Konsistorialrat Johann Andreas Genßler (1748-1831) die Geschichte des Fränkischen Gaues Grabfeld (Schleusingen 1802-1803) zusammen. Weiterhin finden sich von ihm Die Welfen (Hildburghausen 1801). Von Georg Brückner liegt eine Landeskunde des Herzogthums Meiningen (Meiningen 1851), von August Wilhelm Müller Die erlauchten Stammmütter [sic] des Hauses Sachsen Ernestinischer Linie (Meiningen 1862) vor. Rudolf Armin Human ist u. a. mit Der Dunkelgraf von Eishausen (Hildburghausen 1883-1886), Chronik der Stadt Hildburghausen (Hildburghausen 1888) und der Studie Carl Joseph Meyer und das Bibliographische Institut von Hildburghausen-Leipzig (Hildburghausen 1896) vertreten.
2.5 Zur Pädagogik und zum Schulwesen, das in Hildburghausen besonders gefördert wurde, sind 157 Bde im Bestand (9,3 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 153), darunter Der Kinderfreund (Nürnberg 1795) von Friedrich Eberhard von Rochow, das Ameisenbüchlein (Schnepfenthal 1806) und das Krebsbüchlein (Erfurt 1807) von Christian Gotthilf Salzmann sowie Lienhard und Gertrud (Zürich 1804) von Heinrich Pestalozzi. Die Säcular-Geburtsfeier Pestalozzi's am 12. Januar 1846 zu Hildburghausen (Hildburghausen 1846), hrsg. von dem Seminarlehrer Adolph Heine, enthält auch die Ansprache des um das Schulwesen im Hildburghäusischen verdienten Oberkonsistorialrates Ludwig Nonne (1785-1854). Die kleine Sammlung von Schulbüchern umfaßt u. a. eine Anweisung zum Schönschreiben zum Gebrauch für Bürger- und Landschulen (Hildburghausen 1801) und ein Teutsches Lesebüchlein (Hildburghausen [ca. 1818]). Zum Selbstunterricht verfaßte August Heinrich Petiscus Der Olymp oder Mythologie der Aegypter, Griechen und Römer (Reutlingen 1823). Ferner finden sich Der Schullehrerberuf nach dessen gesammten Umfange in der Schule und Kirche (Eisenach 1825) von Johann August Nebe, Die Geschichte des Lehrerseminars zu Hildburghausen von 1795-1895 (Hildburghausen 1895) von dessen Direktor Otto Rückert, Der Taubstumme und seine Bildung (Hildburghausen 1870) von Johann Daniel Heil und Die Kleinkinderbewahranstalt in Hildburghausen, 1833-1893 (Hildburghausen 1893) von dem Superintendenten Albert Sauerteig.
2.6 Bibeln, Gesangbücher und theologische Schriften umfassen 89 Bde (5,2 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 8, 18. Jh 29, 19. Jh 47). Die Lufft-Bibel von 1561 ist eine Dauerleihgabe der Kirche zu Ebenhards. Zu nennen sind das Theologisch Sünden- und Laster-Systema (Jena 1691) des Hildburghäuser Superintendenten Johann Reinhard und Dr. Martin Luthers Deutsche Schriften (Gotha 1816-1817), hrsg. vom Hofdiaconus Friedrich Wilhelm Lomler. Nachschlagewerke und Kalender sind mit 85 Bdn im Bestand (5 Prozent; 19. Jh), darunter Lexika des Meyerschen Instituts sowie Hildburghäuser Kalender (1832-1900, mit Lücken) und Römhilder Kalender (1852-1854).
2.7 Die Gruppe " Staat, Recht, Verwaltung" zählt 29 Bde (1,7 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 15, 19. Jh 12). Vorhanden sind die Fürstliche Sächsische Landes-Ordnung (Gotha 1695) des Herzogs Ernst von Sachsen, Volckmannus emendatus, Das ist: vollständige und verbesserte Notariat-Kunst (Leipzig 1744), hrsg. durch Georg Beyer, und die Actenmäßige Nachricht von 6. zahlreichen Diebes-Banden [Hildburghausen 1753] mit zwei Ergänzungen (1754-1755) sowie eine Straßen-Polizei-Ordnung der Stadt Hildburghausen von 1841.
2.8 Unter den 25 Bdn zu Sprache, Literatur und Kunst (1,4 Prozent; 19. Jh) finden sich die Erzählung Das Reformationsbüchlein (Hildburghausen 1832 und 1890) und Aus vergangenen Tagen (Gotha 1881) mit den Erzählungen Der Frohnhof und Auf der Landwehr von Ludwig Nonne. Die Gedichte in Hennebergischer Mundart (Gotha 1844) von Caspar Neumann, die Gedichte in Themarer Mundart (Hildburghausen 1845) von Heinrich Mylius und Gedichte in Hildburghäuser Mundart (Hildburghausen 1891) von Johannes Schneyer sind sprachlich interessant. Ludwig Bechsteins Wanderungen durch Thüringen (Leipzig [1838]) enthalten Stahlstiche.
2.9 Mit Naturkunde befassen sich 13 Bde aus dem 19. Jh, darunter das seltene Sendschreiben an J. F. Blumenbach über die Reliefs der Fährten urweltlicher, großer und unbekannter Thiere in den Heßberger Sandsteinbrüchen bei der Stadt Hildburghausen (Hildburghausen 1834), eine der letzten Schriften des Universalgelehrten Friedrich Carl Ludwig Sickler (1773-1836), und Werden und Vergehen (Berlin 1880) von Carus Sterne (aus der Gymnasialbibliothek).
2.10 Zeitschrift und Zeitungen zählen 122 Bde (7,2 Prozent; 18. Jh 35, 19. Jh 87). Die Hildburghäusischen wöchentlichen Anzeigen sind von 1766 an bis zur Jahrhundertwende lückenhaft vorhanden. Die von Ludwig Nonne begründete Dorfzeitung ist von Jg. 1 (1818) bis 37 (1854) im Bestand. Vom Herzogl. S. Hildburghäusischen Regierungs- und Intelligenz-Blatt finden sich die Jahrgänge 1818, 1825 und 1826, und vom Herzoglich S. Meiningischen Regierungs- und Intelligenz-Blatt für das Herzogthum Hildburghausen und das Fürstenthum Saalfeld Jg. 1 (1827) bis 25 (1851).
2.11 Das Museum besitzt Thüringens Merkwürdigkeiten aus dem Gebiete der Natur, der Kunst, des Menschenlebens etc. (Heft 3, 1829), eine in Arnstadt erscheinende Zeitschrift von H. J. Meyer, die Saxonia (Bd 1, 1835), ein von Eugen Huhn herausgegebenes Freies Deutsches Volks-Blatt, das mit Jg. 2 (1849/50) sein Erscheinen einstellte, und die 1848 von Ludwig Köhler für den Bürger und Landmann redigierte Deutsche Volksleuchte. Die Gartenlaube ist von 1862 bis 1891 mit Lücken im Bestand, die Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde sind ab Heft 1 (1888) fast vollständig vorhanden.
Sondersammlung
Sammlung Bibliographisches Institut
2.12 Die Sammlung (978 Bde, 57,7 Prozent; 19. Jh) ist Bestandteil der Dauerausstellung. Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände (Hildburghausen 1840-1852, 6 Supplementbände 1853-1855) bildete den Grundstock für die spätere verlegerische Leistungsfähigkeit der Firma. In dem Bestreben, das Beste aus der deutschen Nationalliteratur in für jedermann zugänglichen Ausgaben zu publizieren, geriet Meyer häufig mit Verlagen, die die Autorenrechte besaßen, in Konflikt. Abdrucke in Anthologien und die auszugsweise Wiedergabe von Texten waren jedoch aufgrund einer Gesetzeslücke möglich, die Meyer geschickt zu nutzen verstand. Von der Vielzahl sich überschneidender Serien sind fast alle im Bestand. Die Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker (187 Bde, 1827-1834) erschien mit Autorenporträts, die seit 1829 in eigenen Werkstätten hergestellt wurden. Die Miniatur-Bibliothek wurde auch als Cabinets-Bibliothek oder Hand-Bibliothek der Deutschen Classiker publiziert. Nachdrucke kamen als Neue Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker (200 Bde, 1839-1840; vorhanden mit Lücken) heraus. Außerdem existierte die Familien-Bibliothek der Deutschen Classiker, eine Anthologie in 100 Bdn (1841-1844, nebst 30 Supplementbänden 1845-1846), im wesentlichen identisch mit der National-Bibliothek der Deutschen Classiker, einer Anthologie in 100 Bdn (1855-1856, nebst 18 Supplementbänden). Von der Bibliothek der Deutschen Classiker (22 Bde, 1861-1863) sowie der Bibliothek der ausländischen Classiker sind Teilausgaben vorhanden.
2.13 Weit verbreitet war Meyer's Groschenbibliothek der deutschen Classiker für alle Stände, eine Anthologie in 365 Bdn (1850-1855). Die Ausgaben griechischer und römischer Autoren sind nicht vorhanden, von der 20bändigen Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit ist nur Bd 12 (1830) nachweisbar. Von den zahlreichen Bibelausgaben wird die Die ächte Luther-Bibel (1855-1856) als Prachtausgabe für christliche Familien in der Ausstellung gezeigt. In monatlichen Lieferungen erschien Meyers Universum (Bd 1-21, 1833/34-1860), ein " volkstümliches länderkundliches Sammelwerk" mit Stahlstichen von Städten und Gegenden. Es kam in 80.000 Exemplaren in 12 Sprachen heraus. Ein großer Teil der Beiträge stammte von Joseph Meyer.
2.14 Der Kunstverlag des Bibliographischen Instituts wollte mit seiner umfangreichen Produktion klassische Kunstwerke zum Gemeingut machen. Von 1829 bis in die vierziger Jahre wurden Einzelblätter und Stahlstichfolgen hergestellt, z. B. die Porträts in der Gallerie der Zeitgenossen und in der Walhalla-Serie. Zu den bedeutendsten Stechern gehörte der in Eisfeld geborene, von den Kunstauffassungen der Nazarener, vor allem durch Peter Cornelius beeinflußte Carl Barth (1787-1853). Er übersetzte die 1830 in Mailand erschienene Teoria di calcografia von Giuseppe Longhi (1766-1831), ergänzte den Text durch eigene Beobachtungen und Erfahrungen und gab ihn unter dem Titel Die Kupferstecherei (Hildburghausen und Meiningen 1837-1838) heraus. Barth schrieb Gedichte und Erzählungen in der Dorfzeitung, arbeitete am Konversationslexikon mit und entdeckte mit Friedrich Sickler die Fährten von Urzeittieren in den nahegelegenen Heßberger Sandsteinbrüchen (" Chirotherium barthi").
2.15 Karten und Atlanten nahmen in der Produktion des Bibliographischen Institut einen großen Raum ein. 100 Karten bot Meyer's Hand-Atlas [1866], Meyer's Kriegs- und Friedensatlas oder Großer Zeitungsatlas [ca. 1850], der besonders für Geschäftsmänner, Zeitungsleser und Reisende gedacht war, enthielt 148 Karten. Meyer's Volksbibliothek für Länder-, Völker- und Naturkunde (102 Bde, 1853-1856) rundete das Programm ab. Meyer's Geschichtsbibliothek für allgemeine Kunde des Kultur- und Völkerlebens ist in der neuen Ausgabe (1859-1860) nur lückenhaft vorhanden.
2.16 Der durch das Bibliographische Institut an deutsche Städte gratis verteilte Weihnachtsbaum für arme Kinder (25 Bde, 1842-1866) enthielt " Gaben deutscher Dichter", die von dem Redakteur Friedrich Hofmann (1813-1888) gesammelt worden waren. Von dem Verkaufserlös wurden an dem jeweils ausgewählten Ort arme Kinder beschert. In der Reihe erschienen Werke von Ludwig Bechstein, Friedrich von Bodenstedt, Emmanuel Geibel, Luise Otto-Peters, Friedrich Rückert u. a. Der aus Ilmenau gebürtige Dramatiker und Mundartdichter Hofmann war seit 1841 an der Redaktion des Konversationslexikons, seit 1856 am Universum beteiligt. Seit Herbst 1861 gehörte er zu den ständigen Mitarbeitern der Gartenlaube.
3. KATALOGE
Alphabetischer Katalog [im Aufbau]
Zeitungsausschnittsammlung zu Hildburghäuser Per- sonen- und Sachbezügen. Zusammengestellt von Heinrich Fischer [18 Bde, Berichtszeit 1912-1932, mit Register]
4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK
Römhild, Michael: Die Geschichte des Stadtmuseums Hildburghausen von 1904 bis 1954. Belegarbeit. Leipzig: Institut für Museologie 1991 [Ms.]
Braungart, Margarete: Zur Geschichte des Stadtmuseums Hildburghausen. In: Jahrbuch des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins 8 (1993) S. 175-187
5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN
Knopf, Sabine: Joseph Meyer zum 200. Geburtstag. Eine Ausstellung im Stadtmuseum Hildburghausen. In: Aus dem Antiquariat (1996) A 380-385
Stand: Januar 1997
Margarete Braungart
Felicitas Marwinski