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Neue Sonderausstellung "Allerley Spezerey" eröffnet

Mit seiner neuen Sonderausstellung „Allerley Spezerey“ widmet sich das Stadtmuseum Hildburghausen wieder einmal einem historischen Handwerk Hildburghausens. Die Bäcker– und Lebküchnerzünfte gehören zu den ältesten Handwerksinnungen in unserer Stadt. Während das Bäckerhandwerk in Hildburghausen bereits im Jahre 1395 erstmals erwähnt wird, ist das Handwerk der Lebküchner zwar erst 1694 bestätigt worden, jedoch durch Bodenfunde ebenfalls bis in das 15. Jahrhundert zurück zu verfolgen.

Über Jahrhunderte hinweg gab es in unserer Stadt ständig etwa 25 Bäckereien, welche die Versorgung der Bevölkerung mit dem Grundnahrungsmittel Brot und anderen Backwaren, vor allem Semmeln („Weck“) gewährleisteten. Erfolgte der Verkauf der Waren anfangs fast ausschließlich in der Erdgeschosshalle des Rathauses, den Brot- und Fleischbänken, so wurde es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts üblich, die Waren im eigenen, der Bäckerei angegliederten, Laden zu verkaufen. Durch die gute Überlieferung der Zunftunterlagen und anhand alter Adressbücher lässt sich belegen, dass sich in manchen Häusern über viele Jahrzehnte hinweg Bäckereien befanden. Das verwundert nicht, war doch der Bau eines Backofens eine teure und aufwendige Angelegenheit.

Ursprünglich existierten in unserer Stadt 25 Backrechte und die gleiche Anzahl Brotbänke.  Jeder Bäcker musste ein solches Back-recht käuflich erworben oder zumindest gepachtet haben. Ansonsten war es Bäckern im Umkreis von einer Meile um die Stadt („Bannmeile“) verboten, Brot zu backen und in der Stadt zu verkaufen. Diese alten Backrechte, die wohl eine ausreichende Grundversorgung der Bevölkerung sowie auch der Bäcker selbst gewährleisten sollten, wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts finanziell abgelöst. 

Bereits im 17. Jahrhundert spezialisierten sich einige Bäcker in einer eigenen Lebküchnerzunft. Aus diesen Lebküchnern gingen in späterer Zeit die Konditoreien hervor. Einige dieser Konditoren, darunter auch der Hugenotte Arfeuil, leisteten in ihren Berufen Beachtliches und kamen zu erheblichem Vermögen. Erwähnenswert sind hier z. B. der Hofbäcker Georg Conrad Hoffmann (1776-1848) dessen Bäckerei am Unteren Tor durch seine Nachkommen zu einem beliebten Kaffeehaus (Café Lammert bzw. Mocca Fix) umgebaut wurde. Nach Hoffmann ist übrigens auch die dort beginnende Hofbäckersgasse benannt.

Ein weiterer Lebküchner bzw. Konditor war Friedrich Späth, welcher 1830 ein neues Haus mit Bäckerei und Café am Nonnesplatz (heute Mühlencafé & Bäckerei) errichten ließ. Er tauschte später mit Carl Ludwig Nonne das Haus und hatte ab 1839 am Markt 3 (einst Café Funk, heute Café am Markt) sein Etablissement.

Viele dürften sich auch noch an das legendäre „CC“ (Café Cyriaci) in der Apothekergasse erinnern.

Leider war es nicht möglich, alle einstigen Bäckereien / Konditoreien in Wort und Bild vorzustellen. Die Ausstellung zeigt jedoch einen breit gefächerten Überblick über die Entwicklung der Bäckereien unserer Stadt vom Mittelalter bis zur modernen Großbäckerei des „Konsum“.

Die Ausstellung ist bis zum 2.2.2020 zu sehen..

Fotoserien

Allerley Spezerey (DI, 12. November 2019)